Zur Geschichte der Herz Jesu Kirche

Den ersten Gedanken zum Bau einer eigenen Kirche in Kleingesee hatte der Vater von Peter Brütting, Herr Johann Brütting. Er wird als sehr christlich lebender Mann beschrieben und mag es als schmerzlich empfunden haben, dass er in seinen alten Tagen nicht mehr zur Kirche gehen konnte. Der Weg zur damaligen Pfarrkirche nach Obertrubach war für alte und kranke Leute zu weit und auch recht beschwerlich. Des Öfteren sprach Herr Johann Brütting über den Wunsch eines Kirchenbaus in Kleingesee mit seinem Sohn Herrn Peter Brütting.

Mit dem ersten Weltkrieg (1914-1918) setzte der Gedanke zum Bau einer eigenen Kirche aus. Im September 1916 lag Herr Johann Brütting auf dem Sterbebett. Das einzige Anliegen, dass er seinen Sohn zu sagen hatte, war: „Baut euch eine Kirche. Ihr könnt nichts Besseres tun.“ Nach dem Kriegsende 1918 wurde der Gedanke an einem Kirchenbau wieder aufgegriffen. Peter Brütting sprach mit den Ortsleuten über die Möglichkeit eines Kirchenbaus und die Leute waren begeistert. Viele Männer aus der Ortsbevölkerung wollten damit auch ein Gelübde erfüllen, weil sie gesund aus dem ersten Weltkrieg zurückgekehrt waren.

Der Funke eines Kirchenbaus hatte gezündet und kam nicht mehr zum Erlöschen. Am Fest Mariä Empfängnis 1920 wurde in der Wohnstube von Josef Brendel ein Kirchenbauverein gegründet und am 13.August 1921 amtsgerichtlich eingetragen. Die Vorstandschaft, die gewählt wurde, bestand aus dem 1.Vorsteher Herrn Pfarrer Rupprecht aus Obertrubach, 2. Vorsteher Herrn Peter Brütting, Kassier Josef Brendel sowie Schriftführer Herrn Johann Hofmann.

Der Nachfolger von Pfarrer Rupprecht der im Jahr 1930 verstarb, wurde Hochw. Herr Pfarrer Utzmann. Derselbe war kaum ein Jahr im Amt, als er sich schon mit dem Gedanken einer Erweiterung der Pfarrkirche in Obertrubach befasste, da diese zu klein wurde.

Jetzt erwachte natürlich auch in Kleingesee der Gedanke wieder an einen eigenen Kirchenbau, aber auch in der Ortschaft Bärnfels, die seinerzeit noch mit Kleingesee eine Gemeinde bildete. Wie es nun in dieser Gemeinde von damals war, fand zwischen den Ortschaften Kleingesee und Bärnfels immer wieder ein Wettstreit statt, besonders wenn es um die Bürgermeister- und Gemeinderatswahlen ging. Und so ging es auch mit dem Kirchenneubau, die Ortschaft Bärnfels wollte die Kirche nach Bärnfels bringen. Somit entschlossen sich die Kleingeseer kurzerhand mit der Projektierung und dem Bau zu beginnen. Andernfalls sah man die Gefahr das Kirchenbauprojekt in Kleingesee zu gefährden. Deshalb beschloss der Kirchenbauverein am 5.Januar 1933 in einer Generalversammlung, mit dem Kirchenbau zu beginnen.

Zimmermeister Hans Hofmann wurde beauftragt einen Bauplan anzufertigen, welcher dann bereits im Februar zusammen mit einem Gesuch über das Pfarramt Obertrubach an das Erzbischöfliche Ordinariat gesandt wurde.

Bereits jetzt begann man mit der Heranschaffung und Bereitstellung von Baumaterial. Bis zum Frühjahr 1934 wurde ca. 100 Festmeter Bauholz zusammengebracht, auch wurden Maurer beauftragt, Steine zu brechen und Sand zu graben. Desselben wurde das Stammholz zu Bauholz und Brettern geschnitten, die Bruchsteine behauen und alles mit dem Sand am vorgesehenen Bauplatz angefahren und aufgestapelt.

Nachdem die Ortschaft Bärnfels vom Kleingeseer Gesuch erfahren und die Vorbereitungsarbeiten gesehen hatten, wurden darauf einige Männer beim Weihbischof in Bamberg vorstellig. Sie erhoben Einspruch und erklärten, der Kirchenbau in Kleingesee wäre verfehlt.

Als man in Kleingesee vom Einspruch der Bärnfelser hörte, wurden Männer der Vorstandschaft beim Erzbischöflichen Ordinariat vorstellig, um Bescheid über den Kirchenbau zu erhalten. Durch den Einspruch der Bärnfelser waren die Behörden nun mit einer Genehmigung sehr zurückhaltend. Das Erzbischöfliche Ordinariat erklärte den Kleingeseer Männern es sei wünschenswert, dass in dieser weitverzweigten Pfarrei Obertrubach eine Einigung über den Kirchenneubau geschieht. Im Gutachten des Ordinariats wurde unter anderem vorgeschlagen, dass die Kirche zwischen den beiden Ortschaften zu stehen kommen könnte. Im Januar 1934 wurde dann eine Denkschrift an das Erzbischöfliche Ordinariat eingereicht, unterzeichnet von allen Kleingeseer Haushalten. Hierin wurde die Bedürftigkeit und die Möglichkeit zum Bau einer Kirche bis ins Einzelne klargelegt, die vorgesehene Finanzierung dargestellt und die Notwendigkeit erläutert, warum die Kirche nur in Kleingesee selbst gebaut werden könnte. In der darauffolgenden Sitzung des Domkapitels wurde dann endlich der Kirchenbau in Kleingesee genehmigt.

Die Freude darüber sollte aber nicht lange dauern. Drei Männer aus Bärnfels wurden beim Hochw. Herrn Erzbischof vorstellig und brachten vor, dass der Kirchenbau in Kleingesee ein verfehltes Projekt sei und er möge beide Bauplätze, welche für einen Kirchenneubau in Betracht kämen, doch selbst in Augenschein nehmen und sich von ihren Angaben überzeugen.

Der Herr Erzbischof ging auf den Vorschlag ein und hob den Beschluss des Ordinariats wieder auf. Er bestimmte, dass es sich im Juni 1934 anlässlich seiner Firmungsreise selbst von der Lage überzeugen würde.

So kam der Juni 1934 und die Inaugenscheinnahme seiner Exzellenz nahte. Auf dem Bauplatz zur Kirche in Kleingesee war schon fast das ganze Baumaterial gelagert. Auf dem Platz, wo der Hochaltar errichtet werden sollte, war ein großes Kreuz aufgestellt. Die ganze Ortschaft war für den Einzug des Erzbischofs geschmückt. Beim Eintreffen des Erzbischofs trug ein Mädchen einen Spruch vor, der sich auf den notwendigen Kirchenbau bezog und so erwartete man den Bescheid. Der Erzbischof gab seiner Freude über den Herzlichen Empfang Ausdruck. Er erklärte dann, dass er seinen Bescheid heute noch nicht bekannt geben könnte, fügte jedoch hinzu man sollte die Kirche so groß bauen lassen, dass in den nächsten Jahren ein Kirchenneubau in den anderen umliegenden Ortschaften nicht notwendig sei.

Als nach drei Wochen kein weiterer Entscheid eintraf fuhr Peter Brütting nach Bamberg zum Architekten Fuchsenberger, um die Planfertigung in Auftrag zu geben. Beide besuchten vorher den Erzbischof und fragten nach dem endgültigen Bescheid. Der Erzbischof gab nun seine Einwilligung.

Nach dieser offiziellen Zusage wurden Planentwürfe vom einheimischen Zimmermeister Hofmann, vom Architekten Fuchsenberger aus Bamberg, vom Architekten Keller aus Waischenfeld und vom Architekten Hofmann aus München angefertigt. Der Plan vom Architekten Fuchsenberger aus Bamberg wurde dann ausgewählt. Fuchsenberger reichte zunächst eine Planskizze nach München ein, die dann auch genehmigt wurde, erst dann fertigte er den Hauptplan. Nach Erhalt der Planskizze wurde am 28.August 1934 mit dem Bau begonnen. 

Am 23.September war die Umfassungsmauer bereits 3 Meter hoch und die Grundsteinlegung wurde gefeiert. Da der Haupteingabeplan von der Baubehörde aus München aber noch nicht zurück war, hat das Bezirksamt den Bau wieder eingestellt. Erst als am 14.Oktober der genehmigte Hauptplan eintraf, konnte der Bau fortgesetzt werden. Nun ging es aber mit der Arbeit rasch vorwärts und bereits am 24. November wurde der Dachstuhl aufgesetzt und Richtfest gefeiert. Am 5 .Dezember war der Dachstuhl eingedeckt und der Rohbau soweit fertig. Im Frühjahr 1935 wurde mit dem Bau der Sakristei und den Vorbauten begonnen und im Laufe des Jahres Innen- und Außenputz angebracht, der Turm aufgesetzt und am Sonntag, den 13. Oktober konnten durch die Geistlichen Herren Dekan Koch aus Gößweinstein und Pfarrer Utzmann aus Obertrubach, drei Bronzeglocken geweiht werden. Am 18.November 1935 ertönte dann zum ersten Mal Glockenklang über Kleingesee und die nähere Umgebung.

Im Frühjahr 1936 wurden die drei Altarsockel gemauert, das Bodenpflaster gelegt, die Empore angebracht und der Hauptaltar aufmontiert. Die Kirche war nun im Mai 1936 fertig bis auf die Orgel und Kirchenstühle. Wer wird Patron? Diese Frage stellte Peter Brütting der Frau des Josef Brendel. Sie Schlug ganz spontan vor: Dem Herzen Jesu! Der Vorschlag wurde in einer Versammlung bekannt gemacht und alle waren damit einverstanden, dass die Kirche  dem „Herzen Jesu“ geweiht werden sollte.

Dann endlich fand am 23.Mai 1936 die feierliche Konsekration durch den Hochw. H. Erzbischof Jakobus von Hauck statt. In einer Ansprache des Erzbischofs hob er die besondere Opferbereitschaft und den Einsatzwillen der Vorstandschaft und der ganzen Bevölkerung besonders hervor. Er drückte seine Freude über den Bau aus und sah den Kirchenbau als sehr gelungen an. Der Weihetag war ein Jubeltag für die ganze Gemeinde. Das gesamte Dorf war festlich geschmückt, besonders aber die Kirche und der Kirchenplatz. Es war der Krönungstag nach vielen Jahren des Ärgers, der Arbeit und Opfer. In der darauffolgenden Zeit wurden dann noch die weiteren Einrichtungsgegenstände angeschafft.  Im Dezember 1937 wurde die Orgel aufgestellt und erklang in der Christmette 1937 zum ersten Mal. Die Kirche mit allen Einrichtunsgegenständen kostete bis Ende 1937 rund 30.000 Reichsmark. Der Bau alleine kostete tatsächlich aber nur 14.000 Reichsmark. Der Betrag war deshalb so niedrig, weil sehr viel Baumaterial, besonders Bauholz, gespendet wurde. Hand- und Spanndienste wurden in hohem Maße erbracht und auch die Bauhandwerker verrichteten größtenteils ihre Arbeit kostenlos.

Zur Geschichte des Pfarrhauses

Als die Kirche gebaut und konsekriert war fand auch Gottesdienst in dieser statt. Aber leider hielt die Pfarrgeistlichkeit an den Sonntagen nur ein- oder zweimal im Monat Gottesdienst, an den anderen Sonn- und Feiertagen mussten die Gläubigen aus Kleingesee wieder zur Pfarrkirche nach Obertrubach oder Gößweinstein gehen. Auf Ihr Ansuchen wurde den Kleingeseern vom Erzbischöflichen Ordinariat erlaubt für diese anderen Sonntag Aushilfsgeistliche zu bestellen. Da jedoch diese Aushilfen große Unannehmlichkeiten mit sich brachten, drängte sich die Notwendigkeit auf, für einen Kommoranten ein Wohnhaus zu bauen, jedoch zögerte man mit dem Bau desselben zu beginnen, aufgrund der Geldentwertung zu dieser Zeit. In einer einberufenen Versammlung des Kirchenbauvereins wurde die Besprechung mit den geistlichen Herren konkreter und wurde den Mitgliedern vorgetragen und alle waren der Meinung, mit dem Bau zu beginnen. Peter Brütting wurde deshalb beauftragt – wie bereits beim Kirchenbau – den Pfarrhausbau zu beginnen und durchzuführen.  Unter den schwierigsten Verhältnissen der damaligen Zeit wurde nun im Herbst 1947 der Pfarrhausbau begonnen und im nächsten Jahr fertiggestellt. Der Kirchenbauverein hat sich nach Fertigstellung des Pfarrhauses aufgelöst. Im Frühjahr 1949 zog als Kommorant der Flüchtlingsgeistliche Hochw. H. Pfarrer Edmund Glassner aus Zuckmantel in das neuerbaute Pfarrhaus ein. Pfarrer Glassner war bis Juli 1958 als Seelsorger in Kleingesee tätig. Er verstarb in der Nacht vom 14. zum 15. Juli 1958 und wurde auf dem Friedhof in Kleingesee beigesetzt. Das Pfarrhaus welches westlich der Kirche seinen Platz fand existiert heute nicht mehr, da das baufällige Haus aufgrund des starken Grundwassers in den Jahren unbrauchbar geworden war. Der Keller stand stets unter Wasser. Ende der 80er Jahre wurde das Pfarrhaus wieder abgerissen.